Gibt es sie noch, die echten Last-Minute-Schnäppchen?
Eines lässt sich definitiv sagen: Die große Zeit der Last-Minute-Schnäppchen ist vorbei. Vor 20 Jahren kam man mit der Buchung auf den letzten Drücker kurz vor Abflug – Last Minute eben – manchmal günstiger mit dem Flieger ins Tropenparadies als mit dem Bus zum Flughafen.
Wer heute mit gepackten Koffern am Flughafen-Schalter steht und auf den Traumurlaub zum Billigpreis spekuliert, wird meist enttäuscht.
Mittlerweile spart oft der am meisten, der am frühesten bucht. Last Minute ist der Preis für dieselbe Reise oft deutlich höher als noch ein paar Monate zuvor. Warum das so ist und wie man mit ein bisschen Glück doch noch günstig wegkommt, erklären wir euch hier.
Einer der wesentlichen Gründe für die wenigen „echten“ Last Minute-Schnäppchen klingt erstmal nach Binsenweisheit:
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Reiseveranstalter planen heute anders als noch vor ein paar Jahren. Vor allem die großen Anbieter kauften früher weit im Voraus riesige Kontingente an Flügen und Hotelbetten ein, Stichwort Mengenrabatt.
Was dann kurz vor Reisebeginn nicht verkauft war, wurde lieber zum Spottpreis auf den Markt gebracht, als Plätze ungebucht zu lassen.
Heute agieren die Veranstalter deutlich „konservativer“, sprich: sie kaufen sparsamer ein. Steigt die Nachfrage nach einem bestimmten Reiseziel dann doch, wird eben nachgeordert – das ist für die Veranstalter und somit die Urlauber teurer, denn dann verlangen auch Hoteliers und Fluglinien höhere Preise.
Auch das Reiseverhalten ist heute anders als noch vor ein paar Jahren: Urlauber sind spontaner geworden, wodurch Reiseveranstalter eine geringere statistische Planungssicherheit haben – früher wussten sie ziemlich genau, wann wieviele Urlauber zu welchen Destinationen unterwegs sein würden.
Heute reisen viele Gäste lieber immer mal woanders hin als stets an den gleichen Ort. Viele wollen einfach mehr von der Welt sehen.
Bei der Entscheidung spielt aber noch ein anderer Punkt eine Rolle: Veränderungen in der politischen Landschaft, Terroranschläge oder auch Umweltkatastrophen treten vermehrt auf, sind nicht vorhersagbar und führen, wenig überraschend, stets zu einem massiven Rückgang der Buchungen.
Ein weiterer Faktor ist wohl der „Frühbucherrabatt“: Er gibt den Reiseveranstaltern größere Planungssicherheit – und den Urlaubern den Anreiz, ihren Sommerurlaub schon im Winter zu buchen.
Dabei spielt natürlich auch die Vorfreude auf die schönste Zeit des Jahres eine Rolle: Wer früher bucht, kann sich länger auf die Reise freuen.
So sind die ersten Kontingente oft schnell weg, die beliebtesten Ziele dann Last Minute deutlich teurer, oder schlicht ausgebucht.
Wer also an Ferien- und Urlaubstermine gebunden ist, sollte sich lieber frühzeitig um die Urlaubsplanung kümmern.
Das oben gesagte gilt vor allem für Pauschalreisen. Die sind zwar in der Regel deutlich günstiger als Individualreisen, dafür kann man bei letzteren durchaus noch das eine oder andere Schnäppchen machen – unter bestimmten Voraussetzungen.
Wer seine Reise nicht als Gesamtpaket bucht, sondern aus einzelnen Bausteinen wie Flügen, Unterkunft, Transfers usw. individuell zusammenstellt, hat zwar einen viel größeren Aufwand, kann aber bei entsprechender Flexibilität in Sachen Ziel, Termine und Unterkunft sehr günstig wegkommen.
Dabei gibt es zwei einfache Faustregeln.
Regel Nummer 1: Günstig ist es immer dann, wenn nicht alle Zeit haben.
Wer nicht etwa durch Ferientermine an einen bestimmten Reisezeitraum gebunden ist und deshalb außerhalb der Hauptsaison wegfahren kann, kommt günstiger weg.
Regel Nummer 2: Günstig ist es immer dort, wo keiner hin will. Die Karibik etwa ist im Juni und Juli verdächtig günstig – aber eine Reise zu dieser Zeit nur bedingt empfehlenswert, dort ist dann nämlich Hurrikan-Saison.
Billig ist es auch überall dort, wo man schon ein dickes Fell braucht, um angesichts politischer und wirtschaftlicher Krisen entspannt zu urlauben.
Das galt in den vergangenen Jahren beispielsweise für Ägypten, Tunesien und bedingt auch für Griechenland. Die Türkei hat ebenfalls deutlich an Beliebtheit verloren; hier sind auch in diesem Jahr noch zahlreiche Hotelbetten frei. Profitiert haben etwa Spanien und Portugal, die in der Gunst deutscher Urlauber in dieser Zeit stiegen – und damit auch teurer wurden.
Aufpassen sollte man insbesondere bei Last Minute Fernreisen. Motto: Brauche ich ein Visum, muss ich mich impfen lassen? Das lässt sich schwierig bis gar nicht ganz kurzfristig organisieren oder treibt die Kosten – etwa für ein Visum – wieder in die Höhe, die Last-Minute-Ersparnis schmilzt dann im Nu dahin.
Übrigens:
Ob ihr am Flughafen, im lokalen Reisebüro oder im Internet bucht, macht keinen Unterschied – die Preise sollen, gesetzlich geregelt, überall gleich sein. Nur wer den Kick braucht, nicht zu wissen, wohin es gleich geht, fährt also zum Flughafen und klettert in den nächsten günstigen Flieger.
Dann sollte aber sowohl Badehose als auch die Winterjacke im Koffer sein.
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